Ich bin fünfzig Jahre und schreibe jetzt an meinem ersten Jugendroman. Die beiden Protagonisten sind elf Jahre alt. Ich habe die ersten 60 Seiten des Buches fertig, und nun kommen mir Zweifel: Ich habe die Sprache der Elfjährigen als Sprachebene gewählt. Nicht nur in der wörtlichen Rede ("Mann, das is doch voll blöd"), sondern in etwas kultivierter Form auch in den Erzählteilen.
War das eine gute Entscheidung? Wie reagieren Lektoren und Verlage darauf? Soll ich den Stil beibehalten oder aus pädagogischen Gründen zur Normalebene wechseln? Wenn ja, nur in den Erzählteilen oder auch in der wörtlichen Rede ("O Gott, das ist aber sehr komisch.")?
Wichtig ist zunächst die Frage: Für welches Alter schreiben Sie? Bei Jugendromanen (ab ca. 12/14 Jahren) ist grundsätzlich beides möglich. Für Jüngere empfiehlt sich eine künstlerische Mischform. D. h. die eigentliche Erzählung in "normaler" Sprache, die aber in Wortwahl und Satzbau dem Alter der Leser angemessen ist. In der direkten Rede kann natürlich alles vorkommen.
Natürlich sollten Erwachsene auch wie Erwachsene sprechen und Elfjährige wie Elfjährige (und da gibt es, was Ihnen als Lehrer sicher bekannt ist, auch gewaltige Unterschiede).
Nie darf die Sprache jedoch anbiedernd und künstlich wirken. Da sind wir beim Problem: Wenn man schreibt, wie Elfjährige wirklich reden, liest sich das abscheulich - das gilt übrigens auch für Erwachsene. Dialoge sind immer in einer Kunstsprache formuliert, die so in der Realität nicht vorkommt. Wichtig ist also nicht der tatsächliche Realismus, sondern der realistische Eindruck.
Mehr clevere Tipps zum Thema realistisch wirkende Dialoge finden Sie u. a. in dem sehr empfehlenswerten Buch von Sol Stein: Über das Schreiben, 443 Seiten, 33 DM (nur bei 2001 im Versand).