Wie lange kann eine Leiche im Wasser "schwimmen", ohne dass sich ihr Aussehen verändert? Und kannst du mir kurz beschreiben, wie eine Wasserleiche ungefähr aussieht nach dieser Zeit?
Kein angenehmes Thema ... Allgemein lässt sich sagen, dass der Verwesungsprozess einer Leiche sofort nach dem Ableben beginnt. Der Fachmann/die Fachfrau wird daher Veränderungen in der Erscheinung auch nach kürzester Zeit feststellen. Nur wenn ein Leichnam konserviert wird, verändert sich sein Aussehen nicht bzw. nur gering.
Daher erlaube ich mir, deine erste Frage umzuformulieren: Inwieweit hat das Wasser auf den üblichen Verwesungsprozess Einfluss?
Wie gesagt, sobald ein Mensch verstirbt, verändert sich sein Aussehen, wobei der Verwesungsprozess (und damit auch das Aussehen des Leichnams) von vielen Faktoren abhängt, die die Gerichtsmediziner bei ihren Rückschlüssen berücksichtigen müssen. War die Leiche unter Wasser, oder schwamm sie auf dem Wasser? Das ist ganz wesentlich für die äußere Erscheinung, weil "schwimmende" Leichen noch weiteren Einflüssen ausgesetzt sind. Ein wesentliches Merkmal einer Wasserleiche ist im Allgemei- nen die Waschhautbildung, ein Phänomen, das wir alle kennen, wenn wir zu lange im Badewasser gelegen haben. Bei vollständigem Fehlen von Luft, also wenn die Leiche unter Wasser lag, verwandelt sich das Körperfett in Fettwachs. Dieser Wachs kann die äußeren Umrisse eines Leichnams wie ein Panzer konservieren. Das Aussehen könnte man als "aufgedunsen" bezeichnen. Diese beiden Erscheinungen, also Waschhaut und Fettwachs, unterscheiden die Wasserleiche von einem Körper, der "auf dem Land" verwest.
Bereits 1860 hat Wilhelm Stieber, Königlicher Criminal-Polizei-Director beim Polizei-Präsidium zu Berlin, in seinem Buch "Practisches Lehrbuch der Criminal-Polizei" Folgendes über Wasserleichen geschrieben: "Man muss bei Leichen, welche im Wasser gefunden werden, erwägen, dass oftmals durch Schiffe, durch Stöße mit Stangen oder Rudern starke Beschädigungen entstehen können, welche erst nach dem Tode eingetreten sind."
Ich empfehle - insbesondere für Kriminalschriftsteller - Fachliteratur, die u. a. auch Todesermittlungen beinhaltet. Diese Fachbücher habe ich auf http://www.sowa.de im Krimi-IQ 3 besprochen.