Ich lasse eine Ermordete im Schnee liegen. Der Finder baut ihr ein Iglu, in dem sie während des Tages liegt. Abends besucht er sie. Meine Annahme ist, dass sie - wie normal üblich - zuerst starr und dann - nach Tagen - wieder weich wird. Aber vielleicht gibt es bei derart niedrigen Temperaturen überhaupt keine Leichenstarre?
Die Leichestarre gilt wie die Totenflecke als eine sicheres Todeszeichen und wird von Kriminalisten bei der Leichenschau untersucht.
Nach Todeseintritt erschlafft sämtliche Muskulatur des Körpers, wodurch es zu Kot-, Harn- und Spermaaustritt kommen kann. Anschließende biochemische Veränderungen im Muskelgewebe, vor allem in der Eiweißsynthese der Muskelzellen, verursachen die Leichenstarre, die daran zu erkennen ist, dass Körpergelenke nicht mehr bewegt werden können. Sie ist nach etwa 60 Minuten in der Kiefermuskulatur feststellbar und breitet sich über den Nacken, die Schultern und Arme, den Bauch und die Beine auf den gesamten Körper aus. Die Totenstarre ist nach 8 bis 12 Stunden vollständig ausgebildet. Je nach Umgebungstemperatur löst sie sich infolge der voranschreitenden Leichenzersetzung nach 36 bis 96 Stunden ebenfalls von oben nach unten.
Kriminalistisch wird die Intensität der Totenstarre untersucht, was Rückschlüsse auf die Todeszeit zulässt. Auch die Gleichmäßigkeit der Leichenstarre ist von Relevanz. Ist sie z. B. an den Armen ungleichmäßig ausgeprägt, kann dies ein Hinweis auf eine eventuelle Verlagerung des Leichnams nach seinem Tod sein.
Bei sehr tiefen Temperaturen bleibt die Leichenstarre aus, was bei Ihrem im Schnee liegenden Mordopfer zutreffen dürfte. Allerdings sollten Sie beachten, dass Leichen auch einfrieren können. D. h., dass die Tote aufgrund der Minustemperaturen durchaus erstarrt sein kann.