Ich hatte ihnen schon mal geschrieben und berichtet, dass einige verlage sich für mein manuskript interessierten. trotz dieser kontakte hat bisher kein verlag mein manuskript angenommen. weil ich das gefühl habe, mich selbst evtl. nicht clever genug verkaufen zu können, habe ich mich an eine etablierte agentur gewandt. die agentur hat mich angerufen und gebeten, mein manuskript zur prüfung zu schicken. allerdings hat mir inzwischen die lektorin eines sehr, sehr renommierten verlags eine mail geschickt: sie hätte meine erzählungen mit großem interesse gelesen, hielte sie nicht geeignet fürs hauptprogramm, würde mich aber sofort an das taschenbuchlektorat weitergeben. außerdem möchte sie gerne mein roman-manuskript lesen. darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut. und jetzt zur frage:
1. falls ich einen vertrag mit der agentur unterschreibe, soll ich dieser lektorin bescheid geben, dass in zukunft alles über die agentur läuft? oder kann ich evtl. im vertrag mit der agentur festlegen, dass schon bestehende kontakte über mich weiterlaufen? denn verkauft hätte ich mein buch dann ja selbst, warum sollte ich der agentur provision bezahlen?
2. oder soll ich mit der agentur einfach keinen vertrag abschließen, so lange noch etwas in der schwebe ist?
3. die agentur möchte von mir die zusicherung, dass ich mein manuskript nicht weiter verschicke, so lange es bei ihnen zur prüfung liegt. fair enough, aber was, wenn sich in genau dieser zeit der sehr, sehr renommierte verlag bei mir meldet?
4. der bisherige kontakt mit lektoren war sehr aufschlussreich für mich. die meisten absagen gehen ausführlich auf schwächen und stärken der texte ein. außerdem habe ich das gefühl, der direkte kontakt zu den lektoren könnte für die zukunft nützlich sein? man hat halt schon mal telefoniert und kennt sich ein bisschen. bei dem gedanken, das vollkommen aus der hand zu geben, wird mir etwas mulmig. andererseits nutzt der tollste kontakt nichts, wenn ich mein manuskript nicht verkaufen kann. gibt es da einen mittelweg, so dass ich trotz agenturvertrag mitkriege, was die lektoren zu meinen texten sagen?
zu Ihren grundsätzlichen Fragen kann ich vielleicht zunächst generell Stellung nehmen:
Verlage mögen es nicht, wenn eine Autorin ein Manuskript direkt einschickt, also keine Agentur erwähnt oder hat, und dann eine Agentur auf den Plan tritt, die die Verhandlungen führt. Das heißt nicht, dass der Deal dann platzt, aber es kann unschöne Stimmung geben. Meiner Einschätzung nach müssen Sie in dieser Vereinbarung mit der Agentur auch unterschreiben, dass das Projekt bei keiner anderen Agentur / keinem anderen Verlag liegt - prüfen Sie noch einmal, ob Sie das auch unterschreiben können.
Wenn Ihnen der Verlag, der momentan Interesse hat, gefällt und Sie sich Ihr Werk dort gut vorstellen können, kommt natürlich bald der Augenblick, in dem Sie einen Verlagsvertrag unterschreiben dürfen/sollen/müssen, und dann könnten Sie das Know-how einer Agentur gut gebrauchen. Eine Agentur verdient sich ihre Provision nicht nur durch die Akquise! Wenn Sie die Rechtsanwaltskosten mit der Provision vergleichen, machen Sie mit einer Agentur sicherlich den besseren Schnitt ...
Was nicht geht, ist, dass Sie der Agentur sagen, dass bestehende Kontakte von Ihnen direkt verfolgt werden - wozu sollte sich eine Agentur dann um Sie bemühen? Und wie soll man das nach außen auf dem Markt vertreten? Was vielleicht eine Möglichkeit wäre, ist, dem Verlag den Sachverhalt so mitzuteilen, wie er ist, nämlich dass jetzt auch eine Agentur Ihr Projekt prüft - denn eine Zusage haben Sie doch von der Agentur nicht - oder? Da geht es doch nur darum, dass die Agentur das Ms. prüft. Und dann könnte die Agentur im positiven Fall den Vertrag verhandeln. Vielleicht sollten Sie auch ganz offen mit der zuständigen Lektorin sprechen und dort ihren Rat einholen. Lektoren haben in der Regel auch gute Kontakte zu den Agenten, so dass es nicht immer "sauer aufstößt", wenn eine Agentur erst spät eingeschaltet wird.
PS: Natürlich "stört" die Agentur den Kontakt zu den Lektoren überhaupt nicht! NUR: Sie müssen dann mit den Lektoren nicht über Geld reden! Natürlich ist der Lektor der Ansprechpartner für Sie - daran rüttelt eine Agentur nicht.