Nachdem ich mein Expose fünf möglichen und für seriös ausgeguckten Agenturen eingereicht hatte, forderten drei das Manuskript an, und eine schickte einen rundum ordentlichen Vertrag - drei Tage nach Unterzeichnung übrigens auch noch eine zweite Agentur, aber es geht ja nur eine. - Das war im April 2001.
Ich stürzte mich folglich frohgemut in das weitere Schreiben, die Agentin wollte das Manuskript noch lektorieren, mir dann zur Korrektur zusenden, dann wollte sie, wie sie sagte, "schnell loslegen bei der Verlagssuche". Wir telefonierten, faxten und mailten, das Manuskript kam nicht wieder, wir verabredeten ein Treffen in ihrer Agentur. Am Morgen vor meiner Abreise (einige hundert Kilometer vom Heimatort) der Anruf der Agentin: Sie sei krank, könne sich nicht mit mir treffen, wir müssten es verschieben. Kann ja passieren. - Das war im Juni.
Seitdem ist es mir nicht mehr gelungen, mit besagter Dame Kontakt aufzunehmen. All die Segnungen unserer Technik vom Handy bis zum Internet versagen, Einschreiben werden zwar angenommen, aber führen zu keiner Resonanz. Ich erwog bereits, wieder auf eine Buschtrommel zurückzugreifen ... Doch Spaß beiseite: Ich habe mich mittlerweile rechtlich kundig gemacht, der Anwalt der Gewerkschaft hält eine einseitige Kündigung für möglich. Immerhin sind seit Vertragsunterzeichnung mittlerweile sechs Monate vergangen, ohne dass sie akquirieren konnte - ich habe ja noch nicht einmal das Manuskript zurück. Verständlich, dass auch die im Vertrag angemerkten vierteljährlichen Berichterstattungen ihrerseits noch ausstehen, was sollte sie auch berichten ...
Wie sehen Sie die Chancen einer einseitigen vorzeitigen Kündigung (regulär wäre dies nach Vertrag erst zur Mitte des kommenden Jahres möglich) aufgrund des oben geschilderten Ablaufs? Was macht man mit einer - im Allgemeinen durchaus auch bei den Literaturbüros als seriös bekannten - Agentur, die wie vom Erdboden verschluckt ist?
Ich kenne zwar die vertraglichen Regelungen zwischen Ihnen und der Agentur nicht, aber ich würde meinen, das Verhalten ist mehr als ein triftiger Grund für eine fristlose Kündigung. Um sicher zu gehen, haben Sie ja schon das Richtige getan und sich an einen Anwalt gewandt! Auch ich würde mit einem Einschreiben den Vertrag sofort auflösen und alle Projekte sofort von der Vertretung durch die Agentur ausschließen. Dann müssten Sie natürlich noch wissen, ob und wenn ja welchen Verlagen die Agentur das Projekt angeboten hat ... Missliche Lage, da sind Sie mehr oder weniger auf Goodwill angewiesen, wenn dazu nichts im Vertrag steht. - Eine rundum schreckliche Situation!
Ich würde mich dann der zweiten Agentur zuwenden, und vielleicht kann die neue Agentin der alten Agentur noch einmal einen Brief schreiben, dass sie nun zuständig ist. Ich glaube nicht, dass es bei so viel Passivität der alten Agentur von dort noch Ärger geben wird! Dann würde ich auch noch den Herausgebern von Autorenratgebern und den Literaturbüros Kenntnis geben, damit diese Agentur vielleicht doch nicht mehr bei den seriösen geführt wird. Vielleicht sind ja zwischenzeitlich dort auch schon Klagen eingetroffen von anderen Betroffenen?