Bereits vor einem Jahr stellte ich mein Sachbuchmanuskript fertig. Von vier eingesandten Exposés interessierte sich nur der Lektor [...] vom [...] Verlag für mein Buch. Es dauerte bis Februar dieses Jahres, bis sich der Verlag endgültig entschloss, eine Veröffentlichung abzulehnen, obwohl mir Herr [...] bestätigte, dass ich ein interessantes wissenschaftliches Manuskript geschrieben habe, das ihm persönlich sehr gut gefallen hat. [Die Theorie darin schien ihm allerdings offenbar zu gewagt - die Red.] [...] Wie schreibe ich denn nun ein gutes Sachbuch-Exposé?
Erst einmal: Jeder Lektor ist anders; die Erfahrungen, die Sie gerade gemacht haben, müssen sich deshalb keineswegs wiederholen.
Da Sie das Manuskript schon fertig haben, haben Sie beim Exposé natürlich nicht mehr alle Möglichkeiten offen (daher sollte man das Exposé und die Verlagssuche eigentlich vorm Schreiben machen). Ich würde Ihnen raten (aber Sie müssen natürlich selbst abwägen, wie Sie es machen wollen):
- Gehen Sie noch einmal in die Exposé-Phase zurück, indem Sie sich ganz darauf, auf mögliche Strukturen und Gliederungen konzentrieren. Denken Sie dabei nicht an Ihr fertiges Manuskript, sondern prüfen Sie, ob der Aufbau auch sinnvollerweise anders aussehen könnte. Wenn Sie sich darüber ganz sicher sind, schauen Sie Ihr Manuskript noch einmal an: Könnte es mit vertretbarem Aufwand an die beste Gliederung angepasst werden? Diese Arbeit müssten Sie ja nicht gleich leisten, sondern erst dann, wenn Sie einen Vertrag in der Tasche haben.
- Wenn es um eine so neue Idee geht (bei der man den Wunsch des Verlags nach einem bekannten Namen nachvollziehen kann): Könnten Sie etwas tun, um sich sozusagen "Rückendeckung" zu verschaffen? Vielleicht können Sie einen bekannten Wissenschaftler dazu bringen, sich zu Ihrer Theorie positiv zu äußern, sozusagen als kleine Empfehlung, die Sie dem Exposé beifügen könnten? - Auf jeden Fall sollten Sie Wege suchen, wie Sie das Dilemma "unbekannte Autorin - gewagte Theorie" überwinden können. Vielleicht fällt Ihnen dazu noch etwas ein?
- Gehen Sie sicher, dass Sie bereits in Ihr Exposé alles Mögliche einbauen, das zeigt, dass Sie keineswegs eine verrückte Theorie aus dem Hut gezaubert haben, sondern dass Sie alle Einwände und gängigen Meinungen zu Ihrem Thema kennen und entsprechend behandeln (entkräften) können. So steigern Sie Ihre Glaubwürdigkeit.
- Ich verstehe, dass Sie Ihre Idee auch schützen wollen. Dazu könnten Sie verschiedene Wege gehen, zum Beispiel:
-- das Manuskript an sich selbst schicken und in dem verschlossenen Umschlag lassen (so können Sie per Poststempel das Datum nachweisen)
-- einen Agenten einschalten, der die weitere Verlagssuche für Sie übernimmt
-- vorab einen Fachartikel zu Ihrem Thema veröffentlichen
Ich hoffe, Sie finden einige Tipps in meiner Antwort, mit denen Sie weiterkommen. Ansonsten finden Sie Tipps zu Sachbuchexposés im Allgemeinen in einigen der allerersten Tempest-Ausgaben (nutzen Sie die Suchmaschine auf der Website von autorenforum.de, oder schauen Sie nach den Antworten der Sachbuchexpertin in den ersten Ausgaben.)