Ich habe gehört, dass man als Schriftsteller lesen soll, was ich auch gerne und viel mache. Allerdings sind dadurch einige Fragen entstanden, die ich bisher leider noch nicht zufriedenstellend beantworten konnte: Wie liest man als Schriftsteller Bücher? Liest man dann unter Umständen anders, und worauf sollte man beim Lesen achten? Wie kann man das Lesen anschließend beim Schreiben „anwenden", und welche Tipps und Tricks haben Sie möglicherweise noch dazu?
Natürlich sollen Sie auch als Autor / Schriftsteller aus Genuss und / oder zum Zeitvertreib lesen. Würden Sie Bücher nur noch unter dem Aspekt „Wie schreibt dieser Autor?" lesen, wäre es mit dem Spaß am Lesen schnell vorbei.
Allerdings empfiehlt es sich auch, bestimmte Bücher gezielt auszusuchen und unter eben diesem Gesichtspunkt zu lesen. Das würde bedeuten, dass man das Buch mindestens zwei Mal, eigentlich sogar drei bis vier Mal liest. Denn beim ersten Mal konzentrieren Sie sich vor allem auf die Geschichte, die erzählt wird. Beim zweiten Mal vielleicht auf den Stil. Beim nächsten Mal dann auf einzelne Passagen oder Details, die Ihnen wichtig sind, z. B. Dialoge.
Welche Bücher sollte man so lesen? Ich würde sagen, die, die Sie gerne selbst geschrieben hätten, sich aber momentan (noch) nicht zutrauen. Ich selbst bin u. a. Krimiautorin und lese natürlich auch viele Krimis. Ich achte dann vor allem darauf, ob (und wenn ja, wie) es den Autoren gelingt, den Spannungsbogen aufzubauen und zu halten. Und das Ende ist für mich auch wichtig. Denn wenn ich schon nach 30 Seiten weiß, wer der Mörder ist, ist der Rest des Buches ja langweilig.
Was ich z. B. gar nicht kann, sind Landschaftsbeschreibungen. Die werden bei mir entweder kitschig oder banal. Lese ich also ein Buch, in dem seitenlange Landschaftsbeschreibungen vorkommen, die ich nicht überblättere, schaue ich mir diese genauer an. Wie sind sie aufgebaut, was genau wird beschrieben und vor allem: wie? Das sind die Fragen, die ich mir dabei stelle.
Das Gute ist: Man lernt mit der Zeit, auf solche Details zu achten, auch wenn man ein Buch nur einmal liest. Auch hier macht Übung den Meister! Suchen Sie sich also AutorInnen, deren Bücher Sie gerne lesen und – wie erwähnt – gerne selbst geschrieben hätten, und lesen Sie sie. Aber vergessen Sie dabei niemals, Ihren eigenen, persönlichen Stil zu entwickeln!