Seit einiger Zeit versuche ich einen Roman zu verkaufen. Offenbar ist es aber bei einigen Verlagen und auch in anderen Literaturkreisen üblich, das Manuskript zu verlangen und dann nie wieder - auch nicht auf Nachfrage - von sich hören zu lassen. Abgesehen davon, dass ich diese Ignoranz geradezu als Frechheit empfinde - eine E-Mail erfordert schließlich kaum Zeit -, woher weiß ich, wann ich meine Hoffnungen begraben muss? Wenn ich nach vier Wochen keine Antwort erhalten habe? Oder vielleicht nach einem Vierteljahr? Ist es allgemein üblich, verlangte Manuskripte nicht mehr zurückzuschicken, und wie lange braucht ein Verlag in der Regel, um sich für oder gegen ein Manuskript zu entscheiden?
Es ist sicher kein angenehmes Gefühl, vergeblich auf eine Antwort eines Verlags warten zu müssen, und ich kann Ihnen versichern, dass es den meisten AutorInnen so geht. Zumindest den unbekannteren.
Bei seriösen Verlagen ist es nicht üblich, gar nichts mehr von sich hören zu lassen, allerdings ist es beinahe unmöglich, eine generelle Zeitspanne anzugeben. Wie Sie sicher aus der Presse wissen, werden Verlage - und auch Agenturen - mit unverlangten Manuskripten überhäuft, und es gilt, die berühmte Nadel im Heuhaufen zu finden, also das Manuskript, das der nächste Bestseller werden könnte.
Sie schreiben, dass Ihr Manuskript angefordert wurde; Sie haben also schon einmal Kontakt mit dem jeweiligen Verlag gehabt. Sie hätten also unter Umständen die Möglichkeit gehabt, nachzufragen, wann in etwa Sie mit einer Nachricht von Seiten des Verlags rechnen können. Überhaupt empfiehlt es sich grundsätzlich immer, vor dem Verschicken eines Manuskripts mit dem jeweiligen Lektor Kontakt aufzunehmen, um eben auch solche Fragen vorab zu klären. Wenn Sie wissen, dass der Verlag in der Regel vier bis sechs Monate braucht, um ein Manuskript zu prüfen, fällt das Warten etwas leichter.
Aus Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass E-Mail in Verlagskreisen noch absolut unüblich ist. Selbst wenn die entsprechende Software vorhanden ist, scheuen sich viele Lektoren, dieses Tool auch anzuwenden. Das wird sich sicher in den nächsten Jahren ändern, aber vorerst sind es nur die Ausnahmen, die per E-Mail mit einem Autor verkehren.
Allerdings ist es absolut üblich, ein Manuskript nicht mehr zurückzuschicken, wenn Sie nicht den entsprechend frankierten und adressierten Umschlag beigelegt haben. Sie können bei einem großen Publikumsverlag von ca. 10 bis 20 eingehenden Manuskripten pro Tag ausgehen; wenn der Verlag das Porto für alle Rücksendungen zahlen müsste, würde das ziemlich ins Geld gehen.
Wie gesagt, eine Faustregel, wie lange ein Verlag für eine Beurteilung braucht, gibt es nicht, das hängt auch vom Lektor und seinem Interesse an Ihrem Buch ab. Vier Wochen sind auf alle Fälle unrealistisch, dann schon eher drei Monate. Ich habe auch schon ein ganzes Jahr gewartet, und da wollte der Verlag das Manuskript unbedingt von mir haben. Leider gehört das Warten zu den lästigsten Aufgaben eines Autors.
Ich würde Ihnen raten, bei Verlagen, die Ihr Manuskript angefordert haben, nachzuhaken, wann Sie mit einer Antwort rechnen können. Die meisten werden zwar erst einmal herumdrucksen, doch in der Regel bekommt man, wenn man hartnäckig ist, eine Antwort. Schlagen Sie auf die genannte Frist immer mindestens zwei Wochen drauf, denn oft liegt es auch einfach am Versand.