Wie kann man Ideen, die man nicht sofort ausarbeitet, so konservieren, dass möglichst wenig verloren geht? Je mehr ich mich mit Schreib- oder Literaturtheorie befasse, desto mehr frage ich mich, wie viel Spontaneität man beim Schreiben einfließen lassen sollte. Ist es ratsam, sich ganz zu Anfang ein genaues, starkes Konzept festzulegen?
Zur ersten Frage: Es gibt mehrere Methoden, man muss nur einfach die beste für sich herausfinden. Viele Autoren benutzen den sog. Zettelkasten, d. h., alle Ideen und sonstigen Notizen werden auf Zettel (oder Karteikarten) notiert und - wenn man sehr ordentlich ist - archiviert. Bei manchen ist das aber nur ein Schuhkarton, in dem alles lose herumfliegt. Ich selbst habe dafür ein kleines Büchlein (DIN A6), das immer in meiner Handtasche steckt (da haben Frauen einen entscheidenden Vorteil), und in dem ich mir alle Ideen notiere. Von Ordnung kann da natürlich keine Rede sein, denn die Ideen werden notiert, wie sie kommen. Wenn ich zum Beispiel eine Kurzgeschichte für eine Anthologie schreiben soll, aber so gar keine Idee habe, blättere ich in diesem Büchlein und manchmal geht mir tatsächlich ein Licht auf. Von der ursprünglichen Idee bleibt zwar selten etwas übrig, aber das Notierte hat mir doch erheblich weiter geholfen.
Schwieriger wird es mit ganzen Projekten, die man sich "merken" muss oder möchte. Mir geht es häufig so, dass ich eine Idee habe, die mir wochenlang durch den Kopf geistert, bis ich schließlich erkenne, dass ich daraus entweder eine Geschichte oder womöglich sogar einen Roman machen möchte. Nur hat man immer dann keine Zeit, wenn die Idee frisch ist. Ich habe mir hier angewöhnt, ein Konzept für diese Idee zu schreiben. Das heißt, ich umreiße ziemlich ausführlich den Plot, die Figuren (soweit schon vorhanden) und auch den groben Ablauf. Ich habe das erst kürzlich für die Fortsetzung meines ersten Krimis getan. Ich kann das zweite Buch erst 2003 schreiben, hatte aber beim Überarbeiten des ersten Buches bereits einige Ideen für die Fortsetzung. Das Konzept für das zweite Buch steht also bereits, ich muss es dann "nur noch" schreiben.
Ich gebe zu, dass dazu etwas Übung gehört, bis man die richtige Methode des "Konservierens" gefunden hat. Da müssen Sie einfach etwas experimentieren.
Und damit hat sich Frage 2 beinahe schon von selbst beantwortet: Ich habe früher, als ich noch für die Schublade geschrieben habe, ausnahmslos spontan geschrieben, mit dem Erfolg, dass keiner meine Texte verstand, außer mir selbst. Mittlerweile fertige ich für längere Projekte (Romane, aber auch lange Erzählungen) immer ein Konzept an, an dem entlang ich mich durch die Geschichte hangle. Zum einen hat das den Vorteil, dass man dem Verlag bereits das Konzept anbieten kann, zum anderen hat man eben auch die Gedankenstütze vor sich liegen.
Ich weiß, dass viele Autoren denken, wenn sie mit einem Konzept arbeiten, engen sie sich beim Schreiben zu sehr ein. Das ist aber nicht richtig. Zum einen ist das Erarbeiten eines Konzepts ein extrem kreativer Vorgang, der für ein ausgereiftes Buch sehr wichtig ist, denn nur ein logisch aufgebauter, spannender Plot mit interessanten Figuren zieht den Leser so an, dass er bei der Stange bleibt. Zum zweiten habe ich als Autor immer die Freiheit, mein eigenes Konzept zu ändern. Wenn ich während des Schreibens merke, da funktioniert etwas nicht so, wie ich mir das vorher ausgedacht habe, dann ändere ich entweder das Konzept entsprechend ab (z. B. bei einem Roman) oder schreibe eben in eine andere Richtung (bei einer Geschichte). Mut zu Änderungen gehört dazu!