Meine Muttersprache ist Englisch. Ich habe Englisch und Jura studiert, lebe jetzt seit 13 Jahren in Deutschland und beherrsche auch die deutsche Sprache. Ich würde sehr gerne als Übersetzerin arbeiten. Ich habe einen zehnjährigen Sohn und interessiere mich daher sehr für Kinderliteratur.
Übersetzungsaufträge werden von den Verlagen vergeben, die das Buch in der "Zielsprache" auf den Markt bringen wollen. Zunächst müssten Sie sich also entscheiden, in welche Richtung Sie übersetzen wollen. Dabei kommt es im Bereich des "literarischen Übersetzens" (Romane, Erzählungen, Lyrik etc.) vor allem darauf an, dass man sich in der "Zielsprache" heimisch fühlt, denn natürlich ist es leichter, Sinn und Atmosphäre eines Textes passiv zu erfassen, als beides aktiv nachzuerschaffen - und genau darum geht es ja beim Übersetzen. Andererseits ist beim Englischen der Markt für Übersetzungen ins Deutsche unendlich viel größer ist als der für Übersetzungen aus dem Deutschen, so dass die Aufträge im Bereich Literatur im zweiten Fall dünn gesät sind.
Einen sicheren Weg, an erste Aufträge zu kommen, gibt es leider nicht; es gehören Glück und Ausdauer dazu. Hier sind einige Tipps und Anregungen:
Lektoren sind chronisch überlastet. Bewerbungen sollten also kurz und übersichtlich gestaltet sein und der Lektorin nicht abverlangen, dass sie viele Seiten Text liest. (Und wenn man sich bei einem Verlag um Aufträge z. B. im Bereich Kinderliteratur bewirbt, sollte man sich vergewissert haben, dass der Verlag tatsächlich Kinderliteratur herausgibt.)
Allgemein gehaltene Bewerbungen gehen leider leicht unter. Günstiger ist es, wenn man sich mit einem konkreten Vorschlag bewirbt. Ein Beispiel: Angenommen, Sie kennen einen Kinderbuchautor aus Ihrer Heimat, der in Deutschland bisher unbekannt ist, dessen Bücher Sie aber guten Gewissens empfehlen können. Dann könnten Sie sich in einer gut sortierten Buchhandlung und/oder anhand von Verlagsprogrammen gezielt solche Verlage heraussuchen, bei denen der Autor ins Programm passen würde, und sich dort an die zuständige Lektorin wenden. In Ihrem Brief würden Sie sie auf ein Buch dieses Autors hinweisen, kurz erklären, warum Sie dieses Buch für übersetzenswert halten, und eine kurze Probeübersetzung mitschicken. (Nicht gleich das ganze Buch übersetzen!!!) - Diese Strategie hat bei kleinen und mittleren Verlagen vermutlich mehr Aussicht auf Erfolg.
Und wenn Sie schon irgendwelche Kontakte zu Verlagen haben: unbedingt nutzen! Auch wenn der Kontakt in einen Bereich führt, der Sie literarisch nicht so interessiert - man kann sein Arbeitsgebiet später immer noch verlagern und ausweiten. Wichtig ist es, den Einstieg zu finden, damit man sich bei der nächsten Auftragssuche auf Erfahrungen berufen kann.
Zum Schluss noch einige Internet-Adressen:
- http://www.literaturuebersetzer.de/a_start.htm - die Homepage der Bundessparte Übersetzer im VS. Hier werden u. a. Fortbildungen für Übersetzer angeboten; man kann sich über die marktüblichen Honorare informieren und einiges mehr.
- http://www.literaturhaus.at/lh/ueg/links/ - eine Seite voll nützlicher Links zu Mailinglisten, Bibliotheken, Verbänden u. v. m.
- http://www.euk-straelen.de - Homepage des Europäischen Übersetzerkollegs in Straelen
Und nun wünsche ich Ihnen viel Glück!