In dem Zeitraum vor 6-18 Monaten haben ich etlichen Verlagen ein Romanmanuskript angeboten. [...] Nachdem ich die Kritiken verstanden und angenommen habe und auch dadurch, dass ich in dieser Zeit dazugelernt habe, habe ich einige Schwächen meines Manuskriptes begriffen und dieses noch einmal überarbeitet. [...]
Wie kommt es bei Verlagen an, die das "erste Manuskript" abgelehnt haben, wenn ich ihnen das "neue" Manuskript anbiete? Einerseits ist es jetzt eine andere Geschichte, sie ist anders aufgebaut, der Schreibstil ist angepasst worden, andererseits wird dasselbe Thema behandelt [...] Würde ich mir mit diesem Vorgehen sozusagen den "Zorn der Verlage zuziehen" [...], oder ist ein solches Vorgehen akzeptabel und vielleicht sogar üblich? Und wenn ich mein Manuskript ein zweites Mal einreiche, sollte ich dann darauf hinweisen, dass ich ein verändertes Manuskript zum zweiten Mal einreiche, oder sollte ich besser darauf verzichten?
Ich sehe hier ein paar Variationen, auf die ich unterschiedlich reagieren würde:
1) Der Ansprechpartner im Verlag ist nicht mehr derselbe: Der neue Ansprechpartner kann nicht wissen, was schon einmal eingereicht wurde (kein Verlag führt Listen dazu). Ein Hinweis ist unnötig.
2) Der Ansprechpartner ist derselbe und hat auch inhaltliche Rückmeldung gegeben: Dieser Ansprechpartner erinnert sich sehr wahrscheinlich an die erste Einsendung, spätestens wenn er das Manuskript liest. Hier ist ein Hinweis unbedingt nötig, um Irritationen zu vermeiden, und auch sinnvoll, weil die Verbesserungsvorschläge aufgenommen wurden.
3) Der Ansprechpartner ist derselbe, hat aber nur eine Standardantwort als Ablehnung verschickt: Ob sich dieser Ansprechpartner an das Manuskript erinnert, ist fraglich. Auf keinen Fall wird die Erinnerung positiv besetzt sein, denn dann hätte er sich vermutlich die Mühe gemacht, eine ausführlichere Antwort zu schreiben. Wahrscheinlich ist hier ein Hinweis auf die erste Einsendung nicht hilfreich.
Bei Variation Nummer 3 besteht natürlich das Risiko, einen Lektor zu verprellen. Andererseits gehört es zum Alltag, dass Autoren an ihren Werken arbeiten und sie verbessern. Das dürfte einen Lektor normalerweise nicht aufregen. Außerdem wird das Buch bestimmt nicht veröffentlicht, wenn es nicht noch einmal angeboten wird.
Allerdings sollte eines gut überlegt sein: Verlage, die mit "passt nicht ins Programm" geantwortet haben, haben womöglich Recht. Da sollte man als Autor zumindest ernsthaft überlegen, warum man das anders sieht und den Verlag mit einer wiederholten Einreichung "bekehren" will.