Ich habe im Rahmen eines Workshops das Expose und zwei Schlüsselszenen für ein Drehbuch erarbeitet. Im Anschluss habe ich eine Rohfassung für einen 90 minütigen Spielplan erstellt und diese zum Seminarleiter geschickt. Der bietet mir ein Basislektorat an, mit ausführlicher Besprechung (Figurenführung, Struktur des Films etc.) und verlangt dafür 360 Euro pauschal. Es ist jemand, der über eine langjährige Erfahrung verfügt und dessen Arbeit mich überzeugt, deshalb halte ich das Honorar für angemessen, würde trotzdem aber gerne Ihre Erfahrungen und/oder Meinung dazu wissen. Ich frage mich allerdings, bis zu welchem Grad ein "Coaching" sinnvoll ist bzw. wie weit es sich lohnt, ein Drehbuch auszuarbeiten, bevor man damit an einen Produzenten herantritt.
Sie haben bereits ein Exposé und Schlüsselszenen sowie den ausführlichen "Spielplan" ich gehe hier von einem Treatment aus. Außerdem scheinen Sie Ihrem Stoff und dem Seminarleiter als Berater, Dramaturg und Coach zu vertrauen. Insofern scheint mir die Investition in weitere Arbeit am Stoff auf eigenes Risiko (mit dramaturgischer Manöverkritik) gerechtfertigt. Da ich Ihren Hintergrund als Drehbuchautorin nicht kenne, weiß ich nicht, ob Sie bereits Drehbücher geschrieben haben oder welchen Produzenten Sie Ihren Stoff anbieten wollen.
Falls Sie noch nie ein Drehbuch in erster Fassung ausgearbeitet und später bearbeitet haben sollten, kann ich nur empfehlen, dies zu tun! Sie werden als Autorin mit der Arbeit an Ihrem Buch und dem Stoff genau die Erfahrung machen, die ein professioneller Produzent als selbstverständliches Handwerk von Drehbuchautoren voraussetzen muss: Drehbuch schreiben. Drehbuch umschreiben. Auf jeden Fall werden Sie als Autorin an dieser Aufgabe weiter wachsen. Selbst wenn dieses Drehbuch niemals produziert werden sollte.
Sie können Ihren Stoff schon jetzt mit Hilfe Ihres Beraters zunächst in Format und Genre einordnen. Und dann gezielt nach dafür geeigneten und interessierten Produktionspartnern suchen. Oder nach einer Agentur, die Sie als Autorin mit dem Stoffvorschlag vertreten könnte.
Sie haben viel: Wenn Sie Ihren Stoff vom "Pitch" also der eindeutigen Formulierung Ihrer Grundidee des Films über das Exposé bis hin zu einem ausgearbeiteten Treatment vorlegen können, plus der Beispielszenen, kann sich eine Produktion oder Agentur sowohl lesend als auch im Gespräch mit Ihnen ein Bild von Ihrer Arbeit machen. Von Ihren Zielen. Wenn Sie noch weitere Arbeitsproben vorstellen können umso besser. Somit dürfen Sie natürlich hoffen, dass eine interessierte Produktion ggf. Ihre Arbeit am Drehbuch (vor)finanzieren wird und Sie unterstützt. Drehbuchförderung wäre eine Möglichkeit.
Wenn Profis über Pitch, Exposé und Treatment hinaus ein ausgeschriebenes Drehbuch von Ihnen lesen können (oder sogar einen Film sehen, der nach Ihrem Buch entstanden ist), haben Sie mehr! Unter anderem mehr Selbstvertrauen. (Kann bei Verhandlungen nicht schaden.) Mein Fazit: Ich würde das Drehbuch auf jeden Fall schreiben. Als Training, Referenzbuch oder Ihren Vorschlag zur Vervollständigung Ihres Pakets: Pitch (Synopse) Exposé Treatment Drehbuch (1. Fassung). Sie könnten ggf. auch ohne Produktion Drehbuchförderung beantragen. Das Material dazu haben Sie bereits. Befragen Sie Ihren Coach über diese Möglichkeit.