Worauf soll / kann / muss ich achten, wenn ich Gedichte lektoriere? Gibt es eine Art Checkliste inhaltlicher bzw. formaler Kriterien?
Lyrik
Fragen zum Thema, beantwortet von Martina Weber.
Martina Weber, seit 2005 Leitung der Textwerkstatt II im Zentrum für junge Literatur Darmstadt. Gedichtbände: "erinnerungen an einen rohstoff" (2013), "Häuser, komplett aus Licht" (2019), beide Poetenladen Verlag. Außerdem: „Zwischen Handwerk und Inspiration. Lyrik schreiben und veröffentlichen", Uschtrin Verlag. Seit 2017 erscheint von ihr die Rubrik "Lyrikweberei. Ein Lyrikworkshop" in der Autorenzeitschrift Federwelt. Mitautorin auf dem Blog. Profil im Poetenladen. Und bei Lyrikline. Eintrag im Autorenlexikon von Literaturport.
Wie kann man, als relativ Unbekannter eine gewisse "Aufmerksamkeitsresonanz" finden in literarischen
Ich schreibe seit Mitte der 1970er Jahre Gedichte. 1978 erschien mein erster Gedichtband in einem bekannten Verlag. Fast dreißig Jahre später habe ich meine Gedichte quasi im Selbstverlag veröffentlicht. Trotz einer recht positiven Rezension in einem Literaturmagazin hält sich das Interesse von Literaturkreisen, gelinde gesagt, in Grenzen. Meine Frage: Wie kann man, als relativ Unbekannter [...] eine gewisse "Aufmerksamkeitsresonanz" finden in literarischen Kreisen? [...] Mir geht es gar nicht einmal um Eitelkeit, sondern einfach um ein Kommunikationsinteresse, ich hätte gern Rückmeldungen zu meinen Texten.
Ich stelle gerade Bilder (private Aufnahmen) und Gedichte aus der klassischen deutschen Lyrik zusammen. Welche Quellenangaben muss ich zu den Gedichten machen? Genügt zum Beispiel "Lyrikkanon Reich-Ranicki"?
Wenn ein Zitat, Sprichwort oder Ähnliches abgeändert wurde, darf man es dann veröffentlichen (in meinem Fall auf ein Fotokarte drucken)? Es geht um einen Spruch von einer Person, die noch lebt. Nun möchte eine Freundin genau diesen Spruch für ihren Laden auf einer Karte haben und hat aus dem "ich" in dem Satz ein "wir" gemacht, ihn also abgeändert. Darf ich ihn nun, ohne Angabe der Person die ihn geschrieben hat, verwenden?
Vor kurzem habe ich mich mit einigen Gedichten bei einem kleinen Verlag (kein Zuschuss, kein BoD) auf eine Lyrikanthologie beworben. Der Verlag bekundete Interesse, allerdings möchte das Lektorat diverse Änderungen vornehmen, in allen Gedichten soll ich demnach einige Teile streichen, andere umformulieren. Mich hat das verwundert, und ich möchte Sie fragen, ob das ein übliches Vorgehen ist?
Dass bei einem längeren Werk Fehler unterlaufen, die korrigiert werden müssen, kann ich mir vorstellen, aber bei Gedichten handelt es sich doch um "fertige" Texte. Bisher habe ich mich mit einigen Texten bei Zeitschriften und ähnlichen Projekten beworben und dabei auch schon Erfolg gehabt. Dabei war das Verfahren aber immer so, dass meine Gedichte entweder abgelehnt oder angenommen wurden, Überarbeitungen aber nicht verlangt wurden. So würde ich es gerne weiter halten oder mache ich mir damit falsche Vorstellungen über die Lyrik- beziehungsweise Verlagswelt?
Mich würde interessieren, wie es momentan auf dem Buchmarkt um die Chancen für jüngere, unbekannte AutorInnen steht, veröffentlicht zu werden. Liest heutzutage überhaupt noch jemand so etwas, und noch wichtiger, kauft jemand so etwas (jenseits von Literaturzeitschriften)? Wie groß ist der Anteil der Gegenwartslyrik am gesamten Buchmarkt? Sind auch in der Lyrikszene Agenturen schon das Nonplusultra? Wie findet man als blutiger Anfänger eine gute Agentur?
Ist es guter Stil, in Lyrikveröffentlichungen Gedichte lebender und mehr oder weniger bis unbekannter Autoren zusammen mit Gedichten "toter Dichter" zu veröffentlichen? Meine Meinung dazu ist, dass die unbekannten Autoren damit von den "Lorbeeren" der alten Meister mit profitieren wollen; das gilt auch für Herausgeber, die solche Werke zusammenstellen. Hier erhofft man sich einen höheren Buchverkauf (soweit von Buchverkauf im Lyrikbereich überhaupt noch gesprochen werden kann).
Ich beschäftige mich derzeit mit dem Schriftsteller und Philosophen Pavel Florenskij und seinen Briefen über "der pfeiler und die grundfeste der wahrheit". Ich möchte Florenskijs Gedanken in eine lyrische Form bringen. Wie weit darf man sich dem Werk eines anderen nähern bzw. Bezug darauf nehmen? Ist das etwa eine Gratwanderung oder doch ein "schlechter Stil"?
Ich möchte demnächst einen Band mit ca. achtzig Gedichten herausgeben (in bibliophiler Aufmachung). Kennen Sie einen Verlag, der auch im Vertrieb stark ist?
Lyrik verkauft sich, wie mir bekannt ist, sehr schlecht. Deshalb ist es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, als Neu-Autor einen Verlag zu finden, der Lyrik veröffentlicht. Nun habe ich ein Lyrik-Projekt fertiggestellt. [...] Trotz eines perfekten Layouts und qualitativ hochwertiger Fotos fanden wir bis jetzt noch keinen Verlag, der es ALS Buch veröffentlichen möchte.
Nun antwortete uns ein Verlag, der von dieser Idee und allem begeistert ist. Dieser Verlag verlangt aber für 300 Bücher in guter Qualität ca. 2 000 DM Zuzahlung (Zahlung der Druckkosten). Dafür können wir 150 Bücher zu 30 % Rabatt sofort abnehmen, und für die anderen bekommen wir 15 % Honorar pro verkauftem Buch. Den Nachdruck würde dann der Verlag bezahlen, ebenso kümmert er sich um ISB-Nummer, Werbung, Anmeldung bei Amazon, Messe. Die Covergestaltung, das Layout und die Arbeit bis zur Druckvorstufe wollten wir dem Verlag stellen, da das mein Co-Autor perfekt beherrscht.
Laut Auskunft verschiedener Druckereien würde uns der Eigendruck von 500 Büchern ca. 3 000 bis 4 000 DM kosten, käme uns also teurer, abgesehen davon, dass wir uns dann um alles andere selbst kümmern müssten.
Haben Sie Erfahrung damit? Was würden Sie uns raten?